Wasserverdünnbare Beschichtungsstoffe sind eindeutig „im Kommen“ und auch für problematisch geltende Untergründe, denen man früher eher „mit harten Bandagen“ zu Leibe rückte, gibt es inzwischen umweltverträgliche und leistungsfähige Problemlösungen, die auch höchsten Profiansprüchen genügen. Das gilt zum Beispiel für Kunststoff-Oberflächen. Mit den neuen Materialien kann sich der Maler deshalb auch neue Einsatzbereiche wie zum Beispiel die Renovierung von Kunststoff-Fenstern erschließen.
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Um Kunststoffe fachgerecht zu lackieren, bedarf es zunächst einer kritischen Untergrundbeurteilung. Allgemeine Verschmutzungen lassen sich meist visuell überprüfen. Das Vorhandensein von Ölen und Trennmitteln kann durch eine einfache Benetzungsprobe mittels Wasser getestet werden.
In beiden Fällen sollte dann bei der Untergrundvorbehandlung verfahren werden wie unten beschrieben. Die Frage der Tragfähigkeit von Altanstrichen wird durch eine Kratzprobe mit einem scharfkantigen Gegenstand oder mit der Gitterschnittmethode geklärt. Kunststoffe wie Polypropylen, Polyamid oder Polyvinylidenfluorid sollten grundsätzlich nicht beschichtet werden, da die für diese Werkstoffe notwendige Untergrundvorbehandlung durch Ätzen oder Plasmaätzen auf der Baustelle nicht durchgeführt werden kann. Wichtige Informationen zum Thema Untergrundbeurteilung und -behandlung finden sich u.a. im BFS-Merkblatt Nr. 22.
Kunststoffe bestehen meist aus mehreren Polymeren, Additiven - wie z. B. Weichmachern und Füllstoffen. Die richtige Auswahl des Beschichtungsstoffes, aber auch die Vorreinigung ist deshalb für das Beschichtungsergebnis von größter Bedeutung. Denn nicht gereinigte Oberflächen oder falscher Materialeinsatz können zu Lackabplatzungen und damit zu vielfältigen Beanstandungen führen. Am häufigsten hat der Profiverarbeiter auf der Baustelle mit Hart-PVC, Polyester und Polyurethan zu tun, die als Werkstoffe oder Beschichtungen bei Fenstern und Türen, Dachrinnen oder Balkonbrüstungen eingesetzt werden. Hierbei werden traditionell meist 2K-Epoxyharz-Grundierungen auf Lösemittelbasis zur Haftvermittlung verwendet und mit einem entsprechenden Zwischen- und Schlussanstrich überarbeitet. Dabei kann der Verarbeiter die Gewährleistung nur dann übernehmen, wenn der Hersteller den Beschichtungsstoff oder das System für diese Anwendung als geeignet ausweist.
Neu im Bautenlacksektor ist dagegen die Empfehlung, tragfähige Bauteile direkt - also ohne spezielle Grundierung - mit einem Decklacksystem zu beschichten. Möglich machen dies die neuen wasserbasierten 2K-PUR-Systeme wie die nachfolgende Sanierung eines Kunststofffensters zeigt.
Der Kunststoffuntergrund wird zunächst mit einer ammoniakalischen Netzmittelwäsche oder mit Spiritus gründlich gereinigt und entfettet und mit Hilfe eines Schleifvlieses angeraut. Auf scharfe Lösemittel wie zum Beispiel eine Nitro-Verdünnung sollte verzichtet werden, da diese den Kunststoffuntergrund anlösen und Oberflächenstörungen hervorrufen können.
Das 2K-PUR-System auf Wasserbasis wird im Mischungsverhältnis 9:1 vorbereitet. Nach intensivem Vermengen der Komponenten kann die Verarbeitung sofort beginnen. Im Falle einer Hochdruckspritzverarbeitung sollte das Wasser zur Verdünnung erst nach dem homogenen Vermengen der Stammkomponente und des Härters zugegeben werden.
Wirtschaftlich und zeitsparend: Da das Material auf PVC direkt haftet, kann der Basisanstrich ohne vorherige Grundierung sofort appliziert werden. Dafür wählt man am besten einen Pinsel mit Chinex-Borste oder mit speziell konfektionierter Kunststoffborste, um ein optimales Ergebnis zu erreichen. Wer lieber mit der Rolle arbeitet, sollte zu einer Schaumwalze greifen.
Anschließend folgt die Schlussbeschichtung mit demselben Material. Deshalb spricht man auch von einem „Eintopfsystem“. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass genügend Material aufgebracht wird. Nur so lässt sich eine homogene Oberfläche erzielen, die mechanisch und chemisch entsprechend belastbar ist.
Das Ergebnis: „Neue“ Fenster mit tadelloser Optik, deren Kunststoffrahmen auch hohen mechanischen und chemischen Belastungen standhalten. Die hohe Lichtstabilität, Glanz- und Wetterbeständigkeit der Beschichtung sorgt dabei auch auf der Wetterseite für eine langlebige und dauerhaft brillante Optik - sogar bei kräftigen Farbtönen.
Weiße oder helle Fensterrahmen sollten nicht mit dunklen Farbtönen beschichtet werden, da sich maßhaltige Bauteile aufgrund der thermischen Aufheizung verziehen können. In diesem Fall wurde die dunkle Beschichtung zuvor mit dem Fensterhersteller abgestimmt und hinsichtlich des Hellbezugswertes freigegeben.
Grund und Schlussbeschichtung: Lucite® 2K-PUR Xtrem Satin
Werkzeug: Pinsel mit Chinex-Borste oder spezieller Kunststoffmischung
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