Einen Handwerksbetrieb übernehmen – so gelingt es!

Nachfolge im Handwerk – ein Thema, das sowohl Betriebsinhaber als auch Nachwuchsmaler vor viele Fragen und Schwierigkeiten stellt. Worauf muss man achten, wenn man einen Handwerksbetrieb übernehmen möchte? Wie sollte man andersherum die Betriebsübergabe planen? Wir haben die Antworten!

Irgendwann erreicht jeder Handwerksmeister das Alter, in dem er in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen kann. Dann stellt sich immer die entscheidende Frage, wer die Nachfolge im Handwerk antreten soll oder kann. In einigen Fällen wird der Betrieb an das eigene Kind übergeben.

Die Kinder bekommen schon in jungen Jahren einen engen Bezug zum elterlichen Betrieb und wissen, worauf sie sich einlassen. Das kann aber auch ein Nachteil sein. Immer häufiger fühlen sich Kinder von dem Aufwand, den die Eltern für ihren Betrieb betreiben müssen, abgeschreckt. Sie springen dann in letzter Minute ab. Das ist dann für den bisherigen Inhaber eine schwere Situation: Es bleibt keine andere Wahl, als die Unternehmensnachfolge im Handwerk auf anderer Weise zu lösen. Doch welche Möglichkeiten gibt es?

Betriebsübergabe sorgfältig planen

Im ersten Schritt geht es darum, überhaupt einen Interessenten zu finden. Das gelingt zumeist über die entsprechenden Betriebsbörsen der jeweiligen Handwerkskammern. Zudem gibt es einige Portale im Internet, auf denen ein Betriebsnachfolger gesucht werden kann. Mit der Suche sollte jedoch schon rechtzeitig begonnen werden. Für die gesamte Übergabezeit sollte man in etwa fünf Jahre einkalkulieren. Das Problem besteht darin, dass nicht jeder Interessent auch tatsächlich als Betriebsinhaber geeignet ist.

Dem aktuellen Inhaber geht es auch meistens darum, dass der Betrieb in seinem Sinne weitergeführt wird. Auch das ist in vielen Fällen ein Hindernis für die Kinder, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Jeder, der viele Jahre seines Lebens einen Handwerksbetrieb geführt hat, tut sich schwer damit, loszulassen. Jüngere Menschen haben jedoch ganz andere Vorstellungen und möchten vieles anders machen. Da sich im Laufe der Zeit viele Dinge verändern, müssen sich auch die Handwerksbetriebe dementsprechend anpassen. Optimal ist es deshalb, wenn die Chemie zwischen dem Betriebsinhaber und dem Interessenten auf Anhieb stimmt.

Wer kann einen Handwerksbetrieb übernehmen?

Nicht jeder, der Interesse an handwerklichen Tätigkeiten hat, kann einen Malerbetrieb übernehmen. Es müssen schon ein paar grundsätzliche Voraussetzungen erfüllt werden. Zu den wichtigsten Kriterien gehören:

• eine abgeschlossene Berufsausbildung mit Meisterprüfung
• ein abgeschlossenes Studium zum Diplom Ingenieur mit dreijähriger Berufserfahrung
• eine Meisterprüfung in einem ähnlichen Beruf mit Sondergenehmigung
• betriebswirtschaftliche und kaufmännische Kenntnisse
Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft
Führungsqualitäten

Neben den gesetzlichen Voraussetzungen sind auch persönliche Fähigkeiten von Bedeutung, um einen Handwerksbetrieb führen zu können. Ein Betriebsinhaber arbeitet in der Regel sehr viel mehr als ein Geselle. Zudem kommt die ganze Büroarbeit, die auch noch erledigt werden muss. Deshalb ist schon eine hohe Leistungsbereitschaft und viel Ehrgeiz erforderlich, um dieses Vorhaben umzusetzen. Des Weiteren müssen immer die wirtschaftlichen Aspekte und Führungsqualitäten im Blick behalten werden. Besondere handwerkliche Fähigkeiten sind zwar vorteilhaft, aber reichen nicht aus, um einen Betrieb wirtschaftlich führen zu können.

Die eigenen Erwartungen objektiv einschätzen

Jeder Interessent, der einen Handwerksbetrieb übernehmen möchte, verschafft sich zunächst einen Überblick. Dabei geht es um folgende Aspekte

• das betriebliche Inventar
• die Auslastung des Unternehmens
• die Auftragslage
• die Größe des Kundenstamms

Manchmal ist es so, dass direkt nach der Betriebsübernahme noch Investitionen für neue Technik oder Werkzeuge anfallen. Die meisten Betriebsinhaber investieren in den letzten Jahren nicht mehr in neue und moderne Technik. Der Käufer sollte solche Investitionen also von vornherein einkalkulieren. Es ist auch angenehm, zu erfahren, wie es um Aufträge steht. Gibt es Stammkunden, die immer wieder Aufträge erteilen? Oder gibt es auch Großkunden, die regelmäßig umfangreiche Großaufträge vergeben? Diese und noch viele weitere Fragen müssen beantwortet werden, damit ein detailliertes und objektives Bild der Betriebsstrukturen entsteht.

Der Nachfolger kann jedoch niemals davon ausgehen, dass er sich in das gemachte Nest setzt und einfach drauflosarbeiten kann. Es gibt keine Garantie, dass die bisherigen Kunden auch weiterhin Aufträge an den Handwerksbetrieb erteilen. Deshalb sollte nicht zu optimistisch geplant werden und mit viel Motivation und Fleiß im neuen Betrieb gestartet werden.

Die Betriebsübernahme im Handwerk finanziell abwickeln

Eine der wichtigsten Fragen ist, wie die Betriebsübergabe im Handwerk für beide Seiten optimal gelöst werden kann. Dazu stehen prinzipiell folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

• Übergabe an Kinder
• Verpachtung
• Verkauf

Bei der Übergabe an die Kinder fließt zumeist kein Geld. Oftmals wird es dann aber so geregelt, dass die Kinder den Eltern monatlich einen gewissen Betrag oder mietfreies Wohnen zusagen. Das hängt auch immer ein wenig von der Größe des Betriebs ab. Bei einer Verpachtung übernimmt eine fremde Person den Handwerksbetrieb und zahlt dem Besitzer eine monatliche Pachtgebühr. Diese Möglichkeit ist für alle Ruheständler interessant, die nur geringe Rentenbezüge haben. Allerdings bremst ein Pachtverhältnis mitunter die betriebliche Weiterentwicklung. Geht der Betrieb nicht in das Eigentum des Betriebsleiters über, dann hat er nicht immer ein großes Interesse daran, Investitionen vorzunehmen. Doch das lässt sich sehr präzise in einem Pachtvertrag regeln. Eine weitere Möglichkeit ist der Verkauf. In dem Fall geht der gesamte Betrieb, mit allem, was dazugehört, in den Besitz des Nachfolgers über. Der Vorbesitzer bekommt dann einmalig eine größere Summe ausbezahlt. Diese kann er dann gewinnbringend investieren, sodass er ebenfalls monatliche Einkommen damit erwirtschaftet. Der Vorteil besteht darin, dass sich der vorherige Besitzer um nichts mehr zu kümmern braucht. Der Nachfolger profitiert davon, dass er völlig eigenverantwortlich agieren kann.

Einen angemessenen Kaufpreis aushandeln

Die größte Schwierigkeit bei einem Verkauf besteht darin, einen Verkaufspreis zu ermitteln, mit dem sowohl der Verkäufer als auch der Käufer einverstanden ist. Der Verkäufer möchte natürlich einen hohen Preis für seinen Handwerksbetrieb bekommen. Er hat ja auch sehr viel Arbeit und Herzblut in seinen Betrieb investiert. Daher ist es immer etwas schwierig, eine objektive Einschätzung zu erzielen.

Der Interessent möchte möglichst wenig bezahlen. Da für den Erwerb in fast allen Fällen eine Finanzierung mit Fremdkapital erforderlich ist, sollte dieses möglichst gering sein. Einen hohen Kredit abzubezahlen, schmälert den Gewinn im erheblichen Maße. Deshalb steht die Frage im Raum, wie ein realistischer Preis zustande kommen kann?

Es gibt unabhängige Gutachter. Diese führen eine kompetente Bestandsaufnahme durch. Anhand der ermittelten Daten wird dann ein realistischer Wert berechnet. Eine solche neutrale Wertermittlung kostet zwar etwas Geld, aber diese Investition lohnt sich. So fühlt sich keiner hinterher benachteiligt. Es gibt daher immer Möglichkeiten, eine Unternehmensnachfolge im Handwerk durchzuführen.

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