Glasfasertapete – Der Herkules unter den Wandverkleidungen

Das ist doch mal ein Superlativ! Glasfasertapete gilt als die stärkste Tapete der Welt. Dabei ist sie im Grunde gar keine Tapete, sondern vielmehr ein Wandbelag. Was bedeutet das? Wofür eignet sich Glasfasertapete? Und: Juckt es beim Tapezieren?

Glasfasertapete Musterbeispiel

Was ist Glasfasertapete?

Dem Namen nach handelt es sich um eine Tapete aus Glasfaser. Das ist nicht ganz korrekt. Glasfasertapete – sie wird auch Glasgewebetapete oder Glasvlies genannt – ist in dem Sinne keine Tapete, weil kein Papier darin verarbeitet ist. Sie ist ein Strukturwandbelag. Weil sie wie die herkömmliche Raufaser auch auf Rollen verkauft und an die Wand geklebt wird, hat die Bezeichnung Tapete aber schon ihre Berechtigung.

Glasfasertapete wird aus acht bis zehn Mikrometer dünnen Glasfasern gewoben, die zuvor aus geschmolzenem Glas gezogen werden. Die einfachste Variante ist die glatte Glasfasertapete. Die gewebten Bahnen werden häufig noch veredelt – der Fachbegriff lautet Appretur – und erhalten so ihre individuelle Struktur. Verbreitet sind Fischgräten- und Rautenmuster. Die Technik der Jacquardmusterung macht aber auch komplizierte und individuelle Muster wie Firmenlogos in der Tapetenstruktur möglich. So etwas hat natürlich seinen Preis.

 

 

Welche besonderen Eigenschaften hat Glasfasertapete?

Glasfasertapete ist wirklich sehr robust – siebenmal so reißfest wie Raufaser und etwa doppelt so fest wie Vliestapete. Auch die Langlebigkeit dieser Tapete ist erstaunlich: Sie hält bis zu 30 Jahre.

Die Glasfasertapete verbindet sich komplett mit dem Untergrund und hat deshalb auch armierende Wirkung. Das bedeutet, kleinere Risse und Schadstellen werden von der Tapete einfach überdeckt und zusammengehalten. Die Schäden werden nicht größer. Außerdem werden Stöße abgemildert.

Glasfasertapete wird als B1 nach DIN 4102 klassifiziert. Das heißt, sie ist schwer entflammbar. Glas anzuzünden ist eben schwierig. Wenn es doch brennt, treten keine giftigen Rauchgase aus, weil bei der Herstellung keine toxischen Stoffe verwendet werden. Rauchgas erzeugen kann allerdings die Farbe auf der Tapete.

Denn Glasfasertapete ist überstreichbar, und das bis zu zehn Mal, ohne das die Struktur leidet. Seidenlatexfarbe oder Polyurethan verleihen zusätzliche Festigkeit und Wasserdichte.

Sie ist lichtecht und bleicht nicht aus.

Schimmel, Pilze oder Algen haben auf Glasfasertapete keine Chance. Denn sie besitzt keine Fugen und keine Poren, die Eindringungspunkte sein könnten, und ist so dem Fliesenspiegel überlegen.

Sie ist unverrottbar und ökologisch unbedenklich. Viele Glasfasertapetenmarken sind nach Oeko-Tex Standard 100 zertifiziert.

Glasfasertapete bleibt stabil bei Feuchtigkeit: Ist der Wandbelag dreckig geworden, kann er einfach abgewaschen oder gar gescheuert werden. Staub und Pollen können sich nicht daran festsetzen – bestens geeignet für Allergiker. Eine mit Seidenlatex oder Polyurethan gestrichene Glasfasertapete ist sogar desinfizierbar.

 

Auf die strukturierte Oberfläche aufgebrachte Farbe wirkt sehr ausdruckstark.

 

 

 

Hat Glasfasertapete auch negative Eigenschaften?

Ja, hat sie und wir wollen sie nicht verschweigen.

Glasfasertapete ist relativ teuer. Die Preise pro Rolle beginnen im niedrigen zweistelligen Bereich und reichen, je nach Muster und Farbe, bis zu 150 Euro und mehr. Aufgrund der langen Haltbarkeit amortisiert sich der Preis zumindest bei den günstigeren Varianten nach einigen Jahren. Preisintensivere Glasfasertapeten hingegen punkten in Sachen Ästhetik und Funktionalität, aber nicht im Geldbeutel.

Außerdem sind Glasfasertapeten nicht atmungsaktiv. Raumklimatisch leisten sie, besonders wenn sie mit Polyurethan oder Seidenlatex versiegelt sind, keinen wertvollen Beitrag. Dies muss gegen die Vorteile von Abwaschbarkeit, Langlebigkeit und Co. abgewogen werden.

Für welche Räume eignet sich Glasfasertapete?

Krankenhäuser, Arztpraxen oder Behörden haben die Glasfasertapete schon lange für sich entdeckt. In medizinischen Einrichtungen ziert sie zum Beispiel OP-Säle – desinfizier- und abwaschbar, weitestgehend keimfrei – was will man mehr?

Auch Wartezimmer, Eingangshallen, Treppenhäuser und stark frequentierte öffentliche Einrichtungen sind häufig mit Glasvlies tapeziert. Es hält einfach unwahrscheinlich lange, auch wenn viele Leute, Schuhe oder Koffer sich daran reiben.

Im Privatbereich steht insbesondere der Einsatz in Küche und Kinderzimmer in Rede. Ersteres, weil Fett, Wasser und Dampfrückstände einfach abgewischt werden können – insbesondere bei Glasfasertapeten mit Polyurethananstrich. Letzteres aufgrund der Robustheit und weil die Tapete so häufig überstrichen werden kann. Schließlich ändern sich der Geschmack eines Kindes und auch die Ansprüche an das Zimmer im Laufe des Erwachsenwerdens mitunter häufiger, als einem lieb ist.

Im Wohnbereich und anderen Zimmer eignet sich die Tapete aus Glasfaser vor allem dazu, einzelne Bereiche besonders zu betonen und hervorzuheben. Bei großflächigem Einsatz fallen die ungünstigen raumklimatischen Eigenschaften mehr ins Gewicht – und der Preis natürlich auch.

 

 

Wie wird Glasfasertapete angebracht?

Obwohl Glasfasertapete eigentlich keine Tapete ist, wird sie tapeziert – per Hand oder auch mit einer handelsüblichen Tapeziermaschine. Der Vorgang unterscheidet sich nur unwesentlich vom Raufaser- oder Vliestapetentapezieren.

 1. Wand vorbereiten: Die Wand muss wie immer sauber, staub- und fettfrei sowie möglichst eben sein. Risse lassen sich wie beschrieben überkleben. Noch besser ist es natürlich, sie vorher auszuspachteln. Saugende Untergründe benötigen vorher eine Tiefengrundierung.

2. Tapete vorbereiten: Die Bahnen werden mit ein paar Zentimetern Überhang zurechtgeschnitten.

3. Leim auftragen: Den großen Unterschied macht der Klebstoff. Zum einen braucht es speziellen Glasgewebekleber oder Dispersionsleim. Dieser wird auf die Wand, nicht auf die Tapete angebracht. Dabei immer nur so viel aufbringen, wie in knapp 15 Minuten verarbeitet werden kann.

4. Tapete in Position bringen: Jetzt werden die Bahnen an die Wand geklebt. Dabei die Musterung beachten. Knicken lässt sich das Glasvlies nur schwer, daher muss im Ganzen gearbeitet werden. Dafür lässt sich Glasfasertapete an der Wand noch hin- und herschieben. Sitzen die Bahnen perfekt, werden sie blasenfrei angedrückt, am besten mit einer Gummirolle.

5. zurechtschneiden und trocknen: Anschließend werden die Überstände abgeschnitten. Dann muss die Arbeit trocknen, mindestens acht Stunden – Angaben auf der Verpackung des Klebers beachten.

6. Anstrich: Als Letztes folgt der Anstrich, der oft zweimal vorgenommen werden muss, um genug Deckkraft zu erzeugen. Geeignet ist normale Dispersionsfarbe, besonders schön sieht aber Latexfarbe aus. Polyurethan verhilft zu besonderer Dichtigkeit. Noch ein Tipp: Der Zwischenanstrich kann problemlos mit der günstigeren Dispersions- und der Endanstrich mit der teureren, aber auch schöneren Latexfarbe erfolgen.

Im Handel ist außerdem bereits gefärbte Glasfasertapete und Tapete mit Grundanstrich erhältlich. Erstere ist fix und fertig, bei letzterer fehlt nur noch der Schlussanstrich.

Achtung: Ab und an lösen sich bei der Arbeit mit dieser Tapetenart kleine Glasfasern, die auf der Haut Juckreiz verursachen. Nach dem Anstrich ist diese Gefahr gebannt.

Wie wird Glasfasertapete entsorgt?

Glasfasertapete kann leider nicht im Hausmüll entsorgt werden. Sie gehört auch nicht in den Bauschutt, sondern zählt als Mineralfaserabfall. Sie muss in besonderen Behältern auf Spezialdeponien entsorgt werden. Die Behälter können bei Entsorgungsunternehmen und Deponien erfragt werden.

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