Ökologische Dämmstoffe für mehr Nachhaltigkeit

Ein Haus gilt dann als ökologisch, wenn es gut gedämmt ist. Die Dämmung soll die Kälte draußen und die Wärme drinnen halten, im Sommer genau umgekehrt. Aber ist deshalb eine Dämmung auch immer ökologisch? Nein, natürlich nicht. Es kommt auf den Dämmstoff an. Eine ökologische Dämmung nutzt immer Naturdämmstoffe.

Naturdämmstoffe sind nachwachsende Rohstoffe, stehen also immer wieder zur Verfügung und lassen sich ohne Umweltschäden entsorgen. Das ist wichtig, denn Gebäude stehen heutzutage nicht mehr für mehrere Jahrhunderte. Oft werden sie nach dreißig bis fünfzig Jahren abgerissen und in den Jahrzehnten davor mehrfach umgebaut. Eine Dämmung, die dann jedes Mal Sondermüll ist, kann nicht ökologisch sein. Aber was genau sind nun alternative Dämmstoffe, und was können die Materialien?

Was bedeutet ökologisch dämmen?

Wie viel Energie ein Gebäude maximal benötigen darf, ist im GEG, dem Gebäudeenergiegesetz festgeschrieben. Um den dort festgelegten Primärenergiebedarf einzuhalten, müssen Wohnhäuser unter anderem gedämmt werden - so lassen sich Wärmeverluste besser vermeiden. Es ist allerdings wenig ökologisch, künstliche Baustoffe aus fossilen Rohstoffen zum Dämmen zu nutzen. Als alternativen stehen immer mehr natürliche Dämmstoffe zur Verfügung. Diese werden oft auch als nachhaltig bezeichnet, sind sie allerdings nicht immer.

Nicht jedes natürliche Material ist als Dämmstoff automatisch ökologisch. Pflanzenfasern, Wolle, Stroh und Schilf unterscheiden sich in ihrer Ökobilanz von den konventionellen Dämmstoffen. Aber sie haben trotz höherer Kosten in der Anschaffung schlechtere Dämmwerte. Und Baumwolle ist schon allein deshalb für eine ökologische Dämmung ungeeignet, weil die Pflanzenfaser bei der Erzeugung große Mengen Wasser benötigt und dazu noch um die halbe Welt reist, um nach Deutschland zu kommen. Ähnlich sieht es bei Kokosfasern aus. Das ist eigentlich ein Abfallprodukt, aber in Deutschland nicht wirklich sinnvoll. Denn Kokosfasern müssen weit reisen, bevor sie hier zur Verfügung stehen. Eine Sache können sie jedoch besser als die konventionellen Dämmstoffe: Sie sind nicht leicht entflammbar und in Sachen Brandschutz wirklich gut.

Wofür eignen sich natürliche Dämmstoffe?

Eine ökologische Dämmung kommt erst einmal bei jedem Neubau und bei jeder Sanierung in Frage. In welchem Umfang und mit welchem Material genau gedämmt wird, muss allerdings im Einzelfall entschieden werden. Die meisten können jedoch in den gleichen Bereichen eingesetzt werden, wo auch konventionelle Dämmstoffe genutzt werden. Der Preis für ein neu gebautes Haus, in dem natürliches Dämmmaterial als Alternative zu herkömmlichen Dämmstoffen eingesetzt wird, liegt oft nur unwesentlich höher. Daher sollten Sie in jedem Fall den Einsatz einer nachhaltigen Dämmung in Betracht ziehen.

8 ökologische Dämmstoffe

Allgemein ordnet man Bau- und Dämmmaterialien Baustoffklassen zu. Dabei bezeichnet Baustoffklasse B1 Baustoffe, die schwerentflammbar sind. Unter B2 werden die Baustoffe zusammengefasst, die normalentflammbar sind. Im folgenden stellen wir acht Dämmstoffe vor, die aus der Natur stammen, ohne Chemikalien auskommen, teilweise Abfallprodukte sind und somit in Sachen Nachhaltigkeit weit vorne liegen.

Zellulose
Mit nur 5 bis 15 Euro Kosten pro Quadratmeter ist Zellulose der vermutlich günstigste Dämmstoff aus der Gruppe der Naturdämmstoffe. Zellulose kann in der Baustoffklasse B1 oder B2 eingeordnet werden, wird normalerweise zu Dämmschichten mit einer Dicke von 16 Zentimetern verbaut und hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,038 oder weniger. Zellulose hat eine sehr gute Wärmedämmwirkung und bietet guten Hitzeschutz.

Holzfaser und Holzwolle
Holzwolle und Holzfaser unterscheiden sich in ihren Eigenschaften. Während Holzfaser in die Baustoffklasse B2 fällt und mit einer Dicke von wenigstens 16 Zentimetern angebracht werden sollte, fällt Holzwolle in die Baustoffklasse B1 und muss in 36 Zentimetern Dicke verwendet werden. Bei Holzfaser liegt die Wärmeleitfähigkeit bei 0,038 oder darunter, während sie bei Holzwolle immer noch bei 0,09 liegt. Während Holzfaser alleine als Dämmstoff für Außenwände genutzt werden kann, ist das bei Holzwolle nicht möglich. Die Wärmedämmwirkung von Holzfaser ist gut, der sommerliche Hitzeschutz sogar sehr gut. Holzwolle schneidet in der Wärmedämmwirkung schlecht ab, bietet aber guten Hitzeschutz.

Hanf
Hanf kann sowohl in die Klasse B1 als auch in die Klasse B2 fallen. Mit einer Dicke von 18 Zentimetern dämmt das Material schon sehr gut, es hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,042 oder weniger. Hanf hat eine sehr gute Wärmedämmwirkung und bietet guten sommerlichen Hitzeschutz.

Flachs
Bei Flachs handelt es sich um einen Baustoff der Baustoffklasse B2, der als Dämmstoff mit einer Dicke von 16 Zentimetern eingesetzt wird. Die Wärmeleitfähigkeit liegt bei 0,038. Flachs hat genau wie Hanf eine sehr gute Wärmedämmwirkung, der sommerliche Hitzeschutz ist ebenfalls gut.

Seegras
Sogar Seegras wird als Baustoff betrachtet und in der Baustoffklasse B2 eingeordnet. Dämmschichten aus Seegras sollten 18 Zentimeter dick sein, dann liegt die Wärmeleitfähigkeit bei 0,045. Für die Dämmung von Außenwänden ist Seegras alleine ungeeignet, es muss mit anderen Möglichkeiten der Dämmung kombiniert werden. Sowohl Wärmedämmwirkung als auch Hitzeschutz sind bei Seegras gut.

Schilf
Schilf ist ein Baustoff der Klasse B2 und hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,055 oder weniger. Dämmschichten aus Schilf sind 22 Zentimeter dick. Schilf ist alleinstehend für die Dämmung von Außenwänden nicht geeignet. Die Wärmedämmwirkung von Schilf ist allerdings nur mittelmäßig bis gut, vor sommerlicher Hitze schützt das Material gut.

Stroh
Auch Stroh gehört zu den Baustoffen der Baustoffklasse B2 und wird in Schichten von 22 Zentimetern verbaut. Es hat eine Wärmeleitfähigkeit von 0,05. Stroh ist als Dämmstoff so nicht verfügbar, sondern wird als Strohballen verbaut. Die Strohballen haben eine gute Wärmedämmwirkung und schützen im Sommer auch gut vor der Hitze.

Jute
Jute ist ein Baustoff der Klasse B2 und kann in Matten mit einer Dicke von 16 Zentimetern als Dämmstoff genutzt werden. Dann liegt die Wärmeleitfähigkeit bei nur 0,038. Jute hat eine sehr gute Wärmedämmwirkung und bietet guten Hitzeschutz im Sommer.

Worauf sollte man bei einer ökologischen Dämmung achten?

Eine Dämmung ist nicht zwangsläufig ökologisch, wenn natürliche Dämmstoffe verwendet werden. In die Rechnung fließt mehr ein als das Material selbst. Und gerade für private Bauherren und -herrinnen ist es schwierig, das wirklich zu beurteilen. Denn nicht jeder Dämmstoff kann für jede Art von Dämmung genutzt werden. Außenwände müssen anders behandelt werden als Innenwände oder Dächer. Deshalb sollten sich Bauherren und Bauherrinnen grundsätzlich fachlich beraten lassen. Das kann die Baufirma tun, Energieberater und -beraterinnen bieten das jedoch auch an.

Bei der Entscheidung, ob alternative Dämmstoffe wirklich ökologisch sinnvoll sind, muss der Energieaufwand bei der Bestellung bedacht werden. Holzfasern beispielsweise benötigen viel Energie und stehen allein in diesem Punkt schlechter da als die konventionellen Dämmstoffe. Denn aus den Pflanzenfasern müssen Dämmplatten gepresst werden. Schütt- und Stopfdämmungen brauchen weniger Energie. Zellulose beispielsweise ist so ein Schütt- und Stopfmaterial. Der nächste Punkt betrifft den Transportweg. Baumwolle wächst nicht in Deutschland, Kokospalmen ebenfalls nicht. Dämmstoffe aus diesen Materialien haben also allein aufgrund der Transportwege eine schlechte Ökobilanz. Hanf und Zellulose dagegen sind heimische Materialien.

Und zu guter Letzt sind einige Dämmstoffe nur nutzbar, wenn das Material chemisch behandelt wurde. Das kann aus Gründen des Feuerschutzes sein, kann aber auch dem Schädlingsschutz geschuldet sein. Manchmal sind die Behandlungen gesundheitlich unbedenklich. Bei Kunstharzen und Plastikfasern ist das aber nicht der Fall, und die werden häufig als Bindemittel genutzt. Sind Wärmedämmstoffe umweltfreundlich und biozidfrei, können sie mit dem Blauen Engel ausgezeichnet werden. Dieses und andere Siegel und Zertifikate helfen bei der Auswahl der nachhaltigen Dämmstoffe.

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