Schwerpunkt Lack: Sachverständige im Fahrzeuglackiererhandwerk bilden sich in Münster fort

Das diesjährige Seminar des Arbeitskreises der öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Fahrzeuglackierung im Maler- und Lackiererhandwerk fand am 29. und 30. November bei der BASF Coatings GmbH in Münster statt. Rund 25 Teilnehmende diskutierten während der zwei Veranstaltungstage über Lackanalytik, Pigmententwicklung, Untersuchungsmethoden für Sachverständige sowie Korrosionsschäden und folgten informativen, kurzweiligen Fachvorträgen zur Thematik. Neben dem Informations- und Erfahrungsaustausch stand auch die zukünftige Gremienarbeit im Mittelpunkt. Carsten Bialke, Markus Klitz und Bernd Laue wurden als neue Mitglieder im Fachgremium begrüßt.

Die Teilnehmenden hören interessiert den Fachvorträgen in Münster zu. Foto: BV Farbe

Kontinuierliche Fortbildung ist für die berufliche Qualifikation und die damit verbundene Tätigkeit als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Fahrzeuglackierung essentiell. Wie gut sich Theorie und Praxiserfahrung in diesem Bereich ergänzen können, zeigte sich schon nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Dr. Albert Bill und Torsten Schmidt (Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierung, Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz) sowie Hendrik Franke und Ralf Robert (beide BASF): Michaela Liese stellte in ihrem Fachvortrag vergleichend automatische Fahrassistenzsysteme vor und erklärte anschaulich, welche neuen Anforderungen auf die Reparaturlackierung zukommen, um Beeinträchtigungen der Assistenzsysteme zu vermeiden. Die Maschinenbauingenieurin ist davon überzeugt, dass sich in naher Zukunft die Weiterbildung im Fahrzeuglackiererhandwerk – bedingt durch die laufende Entwicklung in der Automatisierung – ändern und eine Spezialisierung aufgrund verschiedenster Radartechnologien im Fahrzeug einstellen werde.

Hochwertige Pigmentlackierung: Eine Tasse wird beim Fortbildungsseminar zum Hinkucker. Foto: BV Farbe

Mit Ultraschall dem Lack aufs Korn gehen

Peter König stellte im Anschluss unterschiedliche Verfahren zur Lackschichtenmessung auf verschiedensten Substraten vor. Der KfZ-Sachverständige präsentierte darüber hinaus Profi-Messgeräte und die Ultraschallmessung auf nichtmetallischen Untergründen in der praktischen Anwendung. In seinem Vortrag zur Makrofotografie zeigte Profifotograf Jens Kestler den Teilnehmern anschaulich, wie sie ihre Gutachtenbilder verbessern, verwalten und durch Bildmanager auslesen lassen können. Zweiter Schwerpunkt seines Vortrages war das digitale Schadengutachten, dass die Arbeit der Gerichtsgutachter mit einem speziellen Anwendungstool erleichtert. Im Anschluss hatten die Teilnehmer Gelegenheit, die von den Referenten vorgeführten Hilfsmittel, Messgeräte und Anwendungstools zu testen und nutzten die Möglichkeit, sich über ergänzende Ausrüstung zu informieren. Im Nachmittagsprogramm ging es weiter mit dem Fachvortrag von Dr. Frank Maile zum Thema „Effekt-Pigmente“. Der promovierte Chemiker erklärte die neuesten Trends und Herausforderungen, beispielsweise muss bei Effektpigmenten gleichzeitig ein Deckvermögen im sichtbaren Bereich des Spektrums sowie eine Durchlässigkeit für Radarwellen erreicht werden. Außerdem gab er einen interessanten Ausblick für neue mögliche Trendfarben in der Fahrzeuglackierung. Den Abschluss des ersten Seminartages bildete der Fachvortrag von Prof. Dr. Patrick Keil zu unterschiedlichen Arten und Ursachen von Korrosion in Verbindung mit daraus resultierenden Korrosionsschäden. Er verdeutlichte anschaulich, welche chemischen Reaktionen Schäden bei Fahrzeugkarosserien verursachen und wie man diesem Prozess entgegenwirken kann.

 

 

Mit der Kamera zum virtuellen Laborbesuch

„Aufgrund der Auflagen zur Corona-Pandemie wurde das geplante Seminarprogramm am zweiten Seminartag abgeändert. Leider konnten wir das Labor selbst besichtigen, aber die Mitarbeitenden haben das Labor zu uns gebracht“, erklärt Torsten Schmidt begeistert. Er bedankte sich bei Dr. Christoph Hawat (Chemische Analytik), Anja Schiemann (Spektroskopie), Martina Hillebrand (Mikroskopie) und Christian Preising (Elektronenmikroskopie) für die anschaulichen Versuchsvideos im Labor sowie den Fachvortrag zu den unterschiedlichen Lackanalyseverfahren. Hendrik Franke stellte in seinem Vortrag das neue Wasserbasislacksystem „Reihe 100“ vor und bot fundierte Einblicke in neue Produktentwicklungen bei Glasurit. Ein gutes Austauschforum bildete der Vortrag von Astrid Lüring, mit aktuellen Fragen zum Thema Lack im Sachverständigenwesen. Sie berichtete auch über alltägliche Fragen von Kolleginnen und Kollegen, mit denen sie bei ihrer Arbeit konfrontiert wird. Einen besonderen Abschluss bildete der Fachvortrag von Jürgen Book, der als Experte für Classic-Cars über die richtige Beurteilung und Herangehensweise an Lackierungen bei historischen Fahrzeugen aus Sicht des Sachverständigen referierte – ein hochinteressanter Beitrag mit viel Raum zum Erfahrungsaustausch. Dr. Albert Bill bedankte sich im Anschluss bei Hendrik Franke und Ralf Robert (beide BASF) im Namen des Arbeitskreises für die hervorragende Organisation der beiden Veranstaltungstage.

Der Arbeitskreis der öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Fahrzeuglackierung ist im Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz angesiedelt. Für die Fortbildung ist die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer mit ihren Fachgremien verantwortlich, die den Sachverständigen die erforderlichen Qualifikationsnachweise in Form von Fortbildungspunkten bestätigt. Diese Bescheinigung dient als Qualifikationsnachweis bei den ortsansässigen Handwerkskammern, damit die Sachverständigen weiterhin für ihr Fachgebiet öffentlich bestellt werden können.

Torsten Schmidt, Dr. Albert Bill, Ralf Robert und Hendrik Franke (v. links) bei der Begrüßung in Münster. Foto: BV Farbe

 

Der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz

Der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz umfasst 350 regionale Innungen und 17 Landesinnungsverbände. Er vertritt 40.403 Maler- und Lackiererbetriebe, davon ca. 3.500 Fahrzeuglackierbetriebe, mit einem Gesamtumsatz von 16,7 Mrd. €. 

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