Noch viele Ausbildungschancen im Handwerk

Es gibt noch tausendfache Chancen auf einen Ausbildungsplatz: Bei den guten Zukunftsperspektiven im Handwerk könne er Jugendliche nur ermutigen, diese zu ergreifen, so ZDH-Präsident Jörg Dittrich zu Birgit Marschall von der "Rheinischen Post".

Foto: www.amh-online.de

"Auch zum Ausbildungsstart 2024 werden voraussichtlich wieder tausende Lehrstellen im Handwerk unbesetzt sein. Das bedeutet tausendfache Chancen auf einen Ausbildungsplatz für all diejenigen Jugendlichen, die in ihrer Berufswahl jetzt noch unentschlossen sind. Eine genaue Zahl der offenen Ausbildungsplätze lässt sich derzeit nicht valide beziffern, aber es sind definitiv noch viele Plätze frei. Wichtig zu wissen: Der 1. August ist kein Stichtag, ab dem nichts mehr geht. Junge Menschen können auch danach noch einen Ausbildungsvertrag abschließen und auch noch im September, Oktober oder November eine Ausbildung starten.

Das Bild auf dem Ausbildungsmarkt im Handwerk ist gespalten: Es gibt Berufe, in denen die Ausbildungszahlen erfreulich und kontinuierlich steigen, besonders bei den Klimaberufen wie Elektrotechniker, Anlagenbauer Sanitär-Heizung-Klima, Zimmerer und Dachdecker. Auch die Bestatter verzeichnen einen Zuwachs an Ausbildungsverträgen. Schwieriger ist es hingegen bei körpernahen Dienstleistern wie Friseuren oder Kosmetikern sowie bei Maßschneidern und Goldschmieden. In den Nahrungsmittel-Gewerken wie Bäckereien und Fleischereien sowie den Gesundheitsgewerken ist es ebenfalls schwierig, die Ausbildungsplätze zu besetzen.

Aber trotz der Unterschiede zwischen den Gewerken lässt sich generell sagen: Die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildung im Handwerk reicht bei weitem nicht aus. Und leider ist auch in diesem Jahr zu befürchten, dass am Ende des Jahres wieder rund 20.000 Ausbildungsplätze, die Handwerksbetriebe angeboten hatten, unbesetzt bleiben werden, wie es im Durchschnitt der vergangenen Jahre der Fall war. Momentan deutet nichts darauf, dass es in diesem Jahr grundsätzlich anders sein wird.

Wo liegen die Gründe dafür? Zunächst in der demografischen Entwicklung: Es gibt einfach weniger junge Menschen. Hinzu kommen bildungspolitische Weichenstellungen, die zu Lasten der beruflichen Ausbildung gehen: Wir schicken noch immer zu viele junge Menschen in Richtung Studium, aus dem veralteten Verständnis heraus, dass nur ein Studium Wohlstand und Erfolg bringt. Das erweist sich inzwischen als Fehleinschätzung. Das mit einem Studium verbundene Aufstiegsversprechen lässt sich längst nicht mehr für alle einlösen, während es gleichzeitig zu wenige beruflich Qualifizierte gibt.

Die Politik hat die Brisanz des Fachkräftemangels noch nicht ausreichend erkannt. Wie sollen wir die großen Zukunftsthemen angehen, wenn die qualifizierten Fachkräfte fehlen? Schon jetzt ist der Fachkräftesockel, auf dem unsere Wirtschaft basiert, brüchig und droht wegzubrechen, mit gravierenden Folgen für unsere Zukunftsfähigkeit. Wenn wir dem nicht entgegenwirken, werden die Fachkräfteengpässe zu echten Bremsklötzen der wirtschaftlichen Entwicklung und der großen Transformationsaufgaben beim Klimaschutz sowie der Energie- und Mobilitätswende.

Dabei kann man heute in einem Ausbildungsberuf und mit anschließenden Fort- und Weiterbildungen oft eine bessere Karriere machen als mit einem Studium. Das Handwerk bietet ein hohes Maß an beruflicher und materieller Sicherheit. Im Handwerk sind Hände und Kopf gefragt – wir brauchen leistungsstarke Bewerberinnen und Bewerber. In den kommenden fünf Jahren müssen mindestens 125.000 Betriebsnachfolgen geregelt werden, für die es entsprechend qualifizierte Meisterinnen und Meister braucht.

Die am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe im Handwerk, gemessen an den Neuvertragszahlen der letzten Jahre, sind Kraftfahrzeugmechatroniker, Elektroniker und Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung, Klima. Doch in vielen Gewerken ist der Bedarf hoch, besonders hoch aktuell in den Klimahandwerken sowie den Lebensmittel- und Gesundheitshandwerken. Insgesamt ist der Fachkräftebedarf im Handwerk groß, so dass sich gut ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker keine Sorgen um ihre berufliche Perspektive machen müssen."

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