Vliestapete tapezieren – so funktioniert es

Mit einer Vliestapete haben Sie genau die richtige Tapete für kritische Wände und Decken. Das wichtigste – sie muss fachmännisch tapeziert werden. Überzeugen Sie Ihre Kunden von dem praktischen und attraktiven Alleskönner und erfahren Sie, wie Sie Vliestapete tapezieren.

Tapetenbahn auf dem Tisch zuschneiden, mit Kleister einweichen, ruhen lassen – und dann beginnt der Kampf: Wie kommt die schwabbelige, durchweichte Papierbahn, die so elend klebt, an die Wand? Gar nicht so einfach… Mit einer Vliestapete spart man sich das Drama.

Während die klassische Tapete (auch die Raufasertapete) aus Papier besteht, ist das bei Vliestapeten nicht der Fall. Raufasertapeten tragen Holzspäne zwischen den Papierschichten, Vinyltapeten sind mit PVC (kurz für Polyvinylchlorid) beschichtet. Metalltapeten tragen eine Beschichtung aus Metall und bei Naturtapeten sind Kork, Gras und ähnliche Materialien verarbeitet. Aber aus was sind Vliestapeten gefertigt? Ein Tipp: Es ist kein Papiervlies! Vliestapeten bestehen aus einem Trägermaterial, das aus Zellulose und Textilfasern gemischt ist. Und der Rest ist ganz unterschiedlich, denn natürlich kann die Vliestapete bedruckt oder geprägt sein, strukturiert oder beschichtet werden. In diesem Punkt unterscheidet sie sich nicht von Papiertapeten.

Das Trägermaterial macht also den Unterschied. Und das Trägermaterial ist es, das auf den Kleister reagiert. Es liegt also auf der Hand, dass sich die aus fester Zellulose und Textilfasern gefertigte Vliestapete gut tapezieren lässt im Vergleich zu Papier. Ganz einfach ist es trotzdem nicht – wir erklären die wichtigsten Schritte.

Vliestapete tapezieren – die Vorteile

Vlies ist als Trägermaterial der Tapete robust und reißfest, es ist strapazierfähiger als das Trägermaterial Papier. Deshalb können Vliestapeten auch über Risse in den Wänden tapeziert werden und eignen sich für sogenannte problematische Wände. Denn Vliesfaser ist dimensionsstabil. Das bedeutet: Ganz egal, was passiert, behält diese Tapete ihre Form. Und das gilt auch dann, wenn es feucht ist. Die Tapete schrumpft beim Trocknen nicht, die Form bleibt erhalten und die Abmaße sind absolut zuverlässig. Das sind die Vorteile, die sich daraus ergeben:

  • Exaktes Zuschneiden und Justieren ist bei der Vliestapete überhaupt kein Problem.
  • Nahtlos verlaufende Tapetenmuster lassen sich besonders schön tapezieren.
  • Untergrundmängel lassen sich mit Vliestapeten überbrücken, sie werden kaschiert und ausgeglichen. Denn die Tapete behält auch über Löchern und Rissen im Putz ihre Form. Armierungen sind nur bei wirklich größeren Mängeln nötig.
  • Irgendwann ist das Lebensende der Tapete erreicht: Vliestapeten sind leichter ablösbar als Papiertapeten, weil die Zugbelastbarkeit des Trägermaterials höher ist und die Klebkraft des Kleisters übertrifft.

Das klingt soweit schon nach einer absolut tollen Tapete – gibt es gar keine Nachteile? Doch, auch die gibt es. Sollen krumme Wände, Bögen oder Säulen tapeziert werden, ist das mit einer Vliestapete bei weitem schwerer als mit Papiertapeten. Denn Vlies passt sich nur schwer oder gar nicht diesen Verläufen an. Nasses Papier dagegen kann immer ein bisschen gestaucht oder gedehnt werden…

Der Kleister kommt auf die Wand

Das Vorgehen bei Papiertapeten ist immer gleich: Bahn zuschneiden, einkleistern, warten. Nach einer kurzen Einweichzeit kommt die instabile, aufgequollene Tapete an die Wand und wird festgestrichen. Vliestapete kommt erst einmal gar nicht mit Kleister in Berührung. Denn die Wand wird mit dem Kleister eingestrichen, nicht die Tapete. Das Trägermaterial muss keinen Kleister aufnehmen und weicht auch nicht ein. Vliestapeten kleben einfach so an der Wand oder der Decke, wenn der Kleister dort aufgetragen wird. Und das hat ebenfalls Vorteile: Es gibt keine Einweich- oder Wartezeiten. Einige Arbeitsschritte wie Falten, Transportieren, Entfalten und so weiter entfallen. Damit entfallen genau die Schritte, die für Stress und Pannen sorgen – Vliestapeten sparen also Zeit, Material und Kosten.

Das bedeutet aber auch, dass Vliestapeten nicht mit dem handelsüblichen und billigen Tapetenkleister für Papiertapeten angebracht werden können. Der Kleister für Vliestapeten hat eine höhere Anfangshaftung und eine andere Konsistenz. Wer schon einmal versucht hat, die Wand mit dem normalen Kleister für Papiertapeten einzustreichen, kennt das Problem: Der Kleister rutscht herunter, gibt sich der Schwerkraft hin und bleibt einfach nicht da, wo er sein soll. Der Kleister für Vliestapeten ist aufgrund seiner anderen Konsistenz brav und bleibt genau dort, wo er platziert wird. So können die Tapeten nach dem Anbringen noch ohne Probleme feinjustiert und verschoben werden. Und die Hersteller der Spezialkleister machen es einem beim Tapezieren wirklich einfach, denn sie färben den Kleister ein: Da, wo die Wand schon zartrosa leuchtet, ist Kleister aufgetragen. Es ist somit fast unmöglich, einzelne Wandstellen zu Vergessen.

Besonderheit beim Tapezieren von Vliestapete: Heller Untergrund!

Anders als Papier ist Vlies etwas durchscheinend. Solange die Vliestapete nicht beschichtet ist, lässt das Trägermaterial mehr Licht durch, als das bei Papier der Fall ist. Die Wand unter der Tapete sollte deshalb gleichmäßig gefärbt und vor allem hell sein, sonst scheint die Wand später durch. Dunkle oder bunte Wände sowie ungleichmäßig eingefärbte Wände müssen deshalb erst noch einmal gestrichen werden. Dafür sind spezielle weiß pigmentierte Grundierungen im Handel verfügbar.

Es wird konkret: Die Materialliste

Tapetengrund und spezieller Kleister sowie die Vliestapete selbst – aber das ist doch noch nicht alles, oder? Nein, natürlich nicht. Wer selbst Vlies tapezieren will, braucht noch ein paar weitere Dinge. Damit nichts fehlt, haben wir eine Materialliste beziehungsweise Werkzeugliste zusammengestellt:

  • eventuell Tapetengrund
  • Vliestapete und Tapetenkleister für Vliestapeten
  • einen Eimer zum Anrühren sowie einen Rührstab
  • Quast oder Kleisterrolle
  • Tapeziertisch, Tapezierschere und Cutter
  • Abdeckfolie und Malerband
  • Tapezierschiene und Tapezierbürste
  • Moosgummirolle
  • Zollstock, Wasserwaage und Lot sowie ein Bleistift

Vliestapete anbringen: Schritt für Schritt

Eventuell muss die Wand gestrichen werden – denn dunkle Wände schimmern bei Vliestapeten unter Umständen durch. Ist die Grundierung trocken, kann für die bessere Haftung ein Tapetengrund aufgetragen werden. Auch der Tapetengrund muss für die auf der Packung angegebene Zeit trocknen. Erst danach kann der Tapetenkleister angerührt werden.

Die erste Bahn wird dort an der Wand angebracht, wo die Lichtverhältnisse am besten sind, also an der hellsten Stelle. Das ist generell die beste Richtung beim Tapezieren: Wenn man sich vom Licht wegbewegt, werden Schattenfugen vermieden. Die erste Bahn wird an der Wand ausgemessen. Oben, unten und an der Seite bis zum Ende der Wand müssen Überlappungsbereiche berücksichtigt werden. Die Bahnbreite wird direkte auf dem Untergrund markiert, und zwar an mehreren Stellen. Die Punkte werden mit der Wasserwaage lotrecht zu senkrechten Linien verbunden. Erst dann wird die erste Bahn (inklusive der Zugaben) mit der Tapezierschere zugeschnitten.

Ist die Bahn zugeschnitten, kommt der Kleister satt auf die Stelle, die an der Wand gekennzeichnet wurde. Wichtig ist, dass diese erste Bahn wirklich lotrecht ausgerichtet wird, denn die folgenden Bahnen orientieren sich an dieser ersten Bahn. Mit der Tapezierbürste wird die Vliestapete in gleichmäßigen Zügen von der Mitte ausgehend von oben nach unten angebracht, danach wird sie mit der Moosgummiwalze festgerollt. Als nächstes sind die Überstände an der Eine: Mit der Tapezierschiene wird die Tapete in die Ecke am Boden sowie an der Decke festgedrückt. Die Überstände können mit dem Cutter leicht abgeschnitten werden. Bei der zweiten und jeder folgenden Bahn geht man schlicht genauso vor.

Das Finish: Streichen oder nicht?

Grundsätzlich kann jede Vliestapete gestrichen werden. Zumindest ist das bei allen Tapeten der Fall, die nicht geprägt sind oder deren falsche Prägung an Putzstrukturen erinnert. Ob eine Grundierung nötig ist, hängt davon ab, ob die Vliestapete ein Muster aufweist. Bei älteren, verschmutzten Vliestapeten ist ein Sperrgrund eine gute Idee. Aber warum streichen? Vliestapeten sind in allen nur denkbaren Farben, mit und ohne Muster, Prägung und Beschichtung erhältlich!

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